Gartenbau: Einheitliche Bewertungsstandards für Nachhaltigkeit  [11.02.25]

Wie nachhaltiger Gartenbau messbar wird: Gemeinsam möchten Expert:innen aus rund 20 Institutionen Kriterien für eine Nachhaltigkeitsbewertung im Gartenbau aufstellen und Lösungen finden, die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen stärken. Initiiert wurde der Rat vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen eines Forschungsprojekts. Organisiert wird es vom Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. (ZBG) an der Universität Hohenheim. Am 6. Februar 2025 traf sich der Nachhaltigkeitsrat für den deutschen Gartenbau (NRG) zu seiner konstituierenden Sitzung in Berlin.


Auch im Gartenbau spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Doch wie können Maßnahmen, die die Nachhaltigkeit verbessern sollen, transparent und nachvollziehbar bewertet werden? Bislang existieren für den Gartenbau noch keine geeigneten Bewertungssysteme bzw. sie sind nicht sehr weit verbreitet. Vor allem gibt es noch kein Bewertungssystem, das alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – gleichberechtigt berücksichtigt.

Ziel des NRG ist es deshalb, einheitliche Bewertungsstandards für nachhaltiges Wirtschaften im Gartenbau zu schaffen. Ein entscheidender Punkt dabei ist die unabhängige und transparente Bewertung dessen, was unter Nachhaltigkeit überhaupt zu verstehen ist. Sie muss individuell für die einzelnen Sparten des Gartenbaus erfolgen. Bereits in der ersten Sitzung wurden zentrale Entscheidungen getroffen. Dazu gehört die Festlegung der Basisthemen, die als Grundlage für alle gartenbaulichen Sparten dienen und die weitere Entwicklung des Bewertungssystems strukturieren.

Dabei verstehen Fachleute unter „Gartenbau“ mehr als schön angelegte Gärten und Parks: Neben der Produktion von Beet- und Balkonpflanzen, Schnittblumen, Stauden sowie von Obst- und Ziergehölzen fällt darunter vor allem der Anbau von Obst und Gemüse als sogenannte Sonderkulturen, wie beispielsweise Erdbeeren und Spargel.

Der NRG bringt Vertreter:innen von rund 20 Institutionen aus Gartenbau, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft an einen Tisch. Ihr Ziel ist es nicht nur, einheitliche Bewertungsstandards für Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Gartenbau zu schaffen, sondern die erarbeiteten Kriterien auch praxisorientiert zu testen und in einen Prototypen zu überführen. Darüber hinaus fördert der NRG die Transparenz und Akzeptanz bei allen beteiligten Akteuren und leistet so einen Beitrag dazu, nationale und europäische Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Der Rat lädt weitere interessierte Akteure aus Gartenbau, Politik und Wissenschaft ein, sich aktiv einzubringen. Ziel ist es, den Dialog zwischen allen Beteiligten zu stärken und gemeinsam an der nachhaltigen Entwicklung zu arbeiten.

Langfristig sollen die so gewonnenen Ergebnisse in ein neues Online-Tool einfließen, das in den „Betriebsvergleich 4.0“ des ZBG integriert wird. Dafür wertet das ZBG bundesweit rund 800 Jahresabschlüsse von Gartenbauunternehmen aus. Diese Produktivitäts- und Erfolgskennzahlen liefern unverzichtbare betriebswirtschaftliche Informationen, die nicht nur als Controlling-Instrument für die teilnehmenden Unternehmen aus allen Gartenbausparten dienen. Sie sind auch Grundlage für politisch Verantwortliche von Bund und Ländern, um die wirtschaftliche Lage der Gartenbaubranche beurteilen zu können. Die zentrale Online-Plattform steht allen Gartenbauunternehmen in Deutschland ohne Einschränkung und kostenfrei zur Verfügung.


Schwergewichte der Forschung
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Kontakt
Pierre Adrian Filohn. Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau e. V. (ZBG), Universität Hohenheim,
+49 (0)711 / 995 966 18, nachhaltigkeit-gartenbau@uni-hohenheim.de


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